Hajk Marburg

Hajk Marburg

17. bis 20. Juli 2020

Sag mal, wie lange waren wir eigentlich schon nicht mehr Hajken?“ „Keine Ahnung…“

So beginnen doch vermeintlich die schönsten Geschichten…

Dieser kurze Auszug eines flüchtigen Dialogs führte also zum im Folgenden beschriebenen Kommando-Unterfangen.

Zunächst war der Plan Sippe Okapi, heißt Piewi und mich, aus der Mottenkiste zu kramen und zu zweit irgendwo mal die Wanderschuhe auszulüften. Zwei flüchtige Dialoge später war dann auch die Sippe Desman mit im Boot, denn der liebe Smirre war kaum zu halten, als er Wind von unserem Plan bekam. (Anm. d. R.: Sippen Okapi und Desman???)


Nach langer Durststrecke (Anm. d. R.: Letzte gemeinsame Fahrt der Teilnehmenden: Schneekohtenfahrt 2009 – Eifel – letzte Fahrt des alten, roten Opel-Pfadibusses) hatten wir uns das dritte Juli-Wochenende 2020 ausgeguckt. Wilde Ideen kursierten: Harz – Rothaarsteig – wasweißich …

Schlussendlich ging es also los an die Lahn dem Lahnhöhenweg folgend – Treff- und Zielpunkt Marburg. Mittlerweile wohnt von den Teilnehmenden schließlich niemand mehr in Dieblich (Anm. d. Red.: ☹), wodurch man sich vor Fahrtbeginn eben erstmal irgendwo treffen muss.

Freitag zur Mittagszeit waren alle beisammen. Einen Begrüßungstee bei Fifi (Anm. d. Red.: Übrigens Sippe Cossillo) später packten wir unsere sieben Sachen, um Lahn abwärts nach Odenhausen an die Mehrzweckhalle zu fahren – denn dort ging sie los, die wilde Fahrt.

Piewi hatte uns freundlicherweise für den ersten Abend nicht zu viel aufgebürdet, es war schließlich schon 16 Uhr bis wir unterwegs waren. Raus Richtung Salzböden, denn dahinter liegt im kleinen Seitental schon die Schmelzmühle, die ungefähr unseren ersten Schlafplatz markieren sollte. Die 5 km waren frei von Höhenmetern und somit kurzweilig und schnell zurückgelegt. Schon schön, dieses Mittelhessen. Zwischen Feld und Wald, so wie man es vom Dieblicher Berg gewohnt ist, war auch ein Wieschen schnell gefunden, das Platz für drei Kröten und ein Feuerchen bot. Mein Teekessel pfiff ein, zwei Mal, und die Nacht brach herein.

Der nächste Morgen begann für einen sonnigen Sommertag verhältnismäßig spät, denn wir waren schlau genug gewesen, die Kröten nicht mit der Öffnung Richtung Osten aufzustellen. So angenehm schattig der Freitag noch war, so sehr begleitete uns die Sonne mit ihrer vollen Pracht am Samstag. Die senile Bettflucht, die das Alter mit sich bringt, verhalf uns aber schon um 9:30 Uhr zurück auf den Lahnhöhenweg. Irreführenderweise bietet besagter Wanderweg so gut wie nie einen Blick auf die Lahn, aber schön ist es trotzdem.

Die „Höhen“ um die Lahn sind mindestens so beschaulich wie die der Mosel: Sanfte Hügel, auf denen sich Weiden und Felder mit Wäldern abwechseln. Man sagt ja, der erste Tag des Haijks ist der Schlimmste. Und so war es auch diesmal. Bis Marburg waren es locker noch 30 km und Sage-und-Schreibe 250 Höhenmeter. Das liest sich so einfach, aber was der Büro-Alltag aus einem macht kann schon erschreckend sein.

Über Fronhausen und Niederwalgern steuerten wir dann neben der Mittagshitze auch langsam auf Oberweimar zu. „In Niederweimar gibt’s einen Laden. Ein Schwimmbad sogar“, versicherte uns die nette Frau, bei der wir unsere Wasserreserven auffüllen durften. Nur waren wir eben bei knapp 78°C in Oberweimar… Aber wir sind ja alle drei erfahrene Pyrinäenfahrer (Anm. d. Red.: Bundessommerfahrt der PSD 2001), weshalb uns die Praxis der Siesta nicht unbekannt ist. Die Parkbank mitten im Ort, unter Birken gelegen, kam uns für die nächsten 1,5 Stunden gerade recht.

Nach dem Rat einiger Eingeborener, des Wetterdienstes sowie unserer Wanderkarte hatten wir nun zwei Optionen abzuwägen: Entweder heute die 26 km voll machen und kurz vor dem Ziel (nahe des Sellhofs) ein Nachtlager suchen, oder die hiesige Grillhütte ansteuern und sich am Sonntag mit Wandern in brütender Hitze rumschlagen. Da wir keine Anfänger sind, haben wir uns für Variante 1 entschieden.

Mein lieber Scholli… 26 km… 250 Höhenmeter… das habe ich tatsächlich schon länger nicht mehr gemacht. Aber geschafft haben wir es, wenn auch mit hochrotem Kopf und durchgeschwitztem Hemd, aber sogar in ganz passabler Zeit. Kurz nach 17 Uhr war das Ziel in greifbarer Nähe.

„Smirre, renn nicht weg!“ – „WIE DENN?“

Unbündischerweise haben wir uns – notgedrungen – entschieden das gastronomische Angebot des Sellhofs wahrzunehmen. Beim Kochen auf dem kleinen Gaskocher muss man sich immer so fies bücken… Und obwohl der Sellhof erst 21 Uhr geschlossen hätte, hielte wir schon zur Sandmännchenzeit Nachtruhe in unseren Kröten. Zufrieden, mit tollem Blick auf Marburg. Zwischendurch blitze sogar das Marburger Schloss schon aus den Baumwipfeln hervor. Und dazu der wunderbare Sternenhimmel einer klaren Sommernacht.

So hatten wir uns also den Sonntag frei gekämpft: Noch 4 km, (fast) alles bergab. Yeah! Da kann man sich sogar einen kleinen Zwischenstopp in Schlossgarten und am Schloss selbst genehmigen. Das Tolle ist: Vom Schloss aus hat man einen gleichermaßen tollen Blick über die Stadt wie zuvor von Weitem auf das Schloss. Sehr empfehlenswert!

In unserem Alter hat man nach solchen wochenendlichen Höllenritten üblicherweise den Montag dienstfrei, so auch in diesem Fall. Dies verhalf uns in die vortreffliche Lage noch eine Nacht in Marburg, genauer gesagt in Fifis Garten, zubringen zu dürfen.

Was Marburg und Dieblich eint ist der Zugang zu einem mehr oder weniger fließenden Gewässer. Dem konnten wir am Nachmittag des hochsommerlichen Sonntags auch nicht wiederstehen und bewegten unsere geplagten Füße ins kühle Nass der Lahn. Traumhaft…

Als wäre es kein Zufall fand die Feierlichkeit anlässlich Fifis Geburtstag zu späterer Stunde statt, womit der Verlauf des Abends aus redaktionellen Gründen im Bereich des Privaten verbleiben möge.

Also, liebe Sippenführer: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah? Wir sprechen hiermit eine offizielle Reisempfehlung für den Lahnhöhenweg aus. Worauf wartet Ihr und eure Sippe noch?

Gut Pfad,

Smirre, Piewi, Wooki, Fifi