Schneekohtenfahrt

Schneekohtenfahrt – Mission Rheingaugebirge

28. bis 30 Dezember 2014

Seit Jahren bandeln die PSD-Stämme Greif (Bruchsal, BW) und Treverer (Dieblich, RLP) an, zusammen den Winter auf Fahrt zu zwingen. Trotz krankheitsbedingter Ausfälle soll es endlich wahr werden! Eltville soll der Start sein – 28. Dezember 2014, 12 Uhr am Bahnhof. Mithilfe pegasischer Transferkoordination (herzlichen Dank, lieber Micha), soll es auch glücken!

Amelie, Maggo und Wooki werden treverer-pünktlich am Mainzer Hauptbahnhof von Lea und Vicky abgeholt. Dann geht’s rüber nach Eltville. Hier stoßen noch pünktlicher Puli, Maja und Karo dazu. Ab jetzt ist die Truppe vollzählig.


Die Wanderkarte lockt die beiden Wagen voller gemeldeter -10°C-Nacht trotzender SCHNEEkohtenfahrt-Fahrer nach Kling, einem beschaulichen Wanderparkplatz hinter dem Kloster Tiefenthal. Ein geschicktes Fahrmanöver später findet man sich – die Essensvorräte aufgefüllt und das Greif-Treverer-Material verteilt – im Eröffnungskreis wieder. „Wind in den Augen“ erschallt.

Die lustige Truppe kämpft such dann durch teilweise 20cm (!) hohen Schnee das Rheingaugebirge hinauf. Die Karte des Landesvermessungsamts Hessen („Das kann ja schon nit viel sein…“) verspricht sehr viele Schutzhütten am Weg, denn so hoher Schnee macht aus dem Kohtenaufbau eine echte Herausforderung.

Nach kurzer Trinkpause wird die erste Hütte erreicht, die zwar totaler Quatsch, aber immerhin vorhanden ist. Die Hütten zwei und drei sollten durch Abwesenheit glänzen. Aber das schreckt einen waschechten Pfadfinder ja nicht ab. Nach etwas unklarer Navigation und dem ein oder anderen Groll über vereinzelte Anstiege sollte ein Einheimischer weiterhelfen. Der freundliche Jogger sprach: „Ja, da oben gibt’s ne Hütte, aber…“ Ohje! Zuerst spielen einem die Wanderwege einen Streich, dann sind die Hütten nicht auffindbar und die Dunkelheit ist auch schon deutlich schmeckbar. Also heißt es die letzten Meter in Distanz und Höhe zu überwinden, bis die Hütte schließlich auftaucht! Fazit: Machbar!

Die Hütte birgt zwar ein Dach und drei zu erahnende Wände, doch Wand Nr. 4 und der allgemein flattrige Charakter der Hütte müssen mit einem Kohtenexperiment deutlich verbessert werden. Also aufteilen: Maja (nachdem der Benzinkocher in Gang ist) sorgt mit Unterstützung für das leibliche Wohl, Lea führt die Holz-Sammel-Crew an, der Rest friemelt und dengelt das Nachtquartier zusammen. Und wieder zeigt sich alte Weisheit: „Viele Hände, schnelles Ende“ und „Wenn‘s draußen kalt und eklig ist, schmeckt jedem selbst der letzte… äähh… wie war der Spruch?“ Wie auch immer, Couscous mit Pesto ist jedenfalls ein sättigendes Fahrtenessen! Nun noch lecker Tee und ein kleines Feuerchen und alle, besonders der gute Puli, sind einfach glücklich. So ein Feuerchen ist schließlich toll um gefrorene Hosenbeine aufzutauen. Diese Atmosphäre entlockt dem geneigten Pfadfinder sogar noch das ein oder andere Liedchen bei Sternenhimmel. Mithilfe von Kohte, Hütte und kollektiver Körperwärme wird es dann auch im Nachtquartier einigermaßen warm, das Feuer muss leider draußen bleiben.

Der nächste Tag kommt also bald, neuer Schnee dient als zusätzlicher Wecker und Motivationsproblem den Schlafsack zu verlassen. Achtung Weisheit: „Der nachts kuschelt mit seiner Kleidung, ist des morgens sicher froh drum!“ Im vorgewärmten Pullover frühstückt es sich dann auch ganz gut. Sobald Kessel und Töpfe, Planen und Ponchos in und an die Rucksäcke gefummelt sind zieht der Tross also wieder los.

Die Karte verspricht in vertretbarer Entfernung wieder mal eine Hütte, aber das soll sich wieder als Humbuck herausstellen. Nach einer etwas merkwürdigen Begegnung mit einer Dame, die nach anfänglicher Irritation die Wasserreserven der Wandersleut auffüllt, gilt es mal wieder eine Steigung zu bezwingen. Das Ziel heißt Rauenthal. Die örtliche Bäckerei wird zu einem weiteren echten Glücksmoment: Berliner und heißer Kakao sind ein Traum im winterlichen Taunus.

Nun muss nach Hüttenflopp Nr. 4 ein Nachtlager her. Die eingeborenen Bäcker sprechen vom Kloster, der Feuerwehr, einer Grillhütte und einem Naturhof als potentielle Gastgeber. Also werden die sympathischsten Mädels (Karo, Lea und Puli) auf Erkundungstour geschickt. Der Rest achtet aufs Gepäck und trifft Essensvorkehrungen. Doch bevor die Kocher in Gang sind kommt die frohe Kunde: Bei der Milchschäferei Rindler-Börner ist der Heuboden zu haben!

Nach anfänglicher Skepsis seitens der Hausherren erfolgt ein traumhafter, herzlicher Empfang. Der Heuboden wird vom Schäfer noch mit zwei Laternen ausgeleuchtet, da sind die Schlafplätze im Heu schnell gefunden. Schaf, Hund, Hühner und Katzen sind die Nachbarn für die Nacht, in der es lange nicht so kalt wird – draußen zwar, doch das ist egal!

Doch damit nicht genug: Ein weiterer natürlicher Lebensraum, besonders der Dieblicher Pfadfinder, wartet hinterm Haus auf die kleine Truppe. Ein ofenbeheizter Bauwagen, genau groß genug für acht schlotternde Wanderfrauen und –männer – was für ein Glück?! Der Ofen wird angeheizt, die Käsenudeln gekocht und mit Klampfe und Gesang der winterlichen Nacht ein Stündchen oder zwei abgerungen. Die kuschelig warme Heunacht entlohnt alle Steigungen, nicht vorhandenen Hütten und beschwerlichen Schneeschritte der Fahrt.

Der nächste Morgen, also der 30. Dezember, kommt bald, denn auch Schneekohtenfahrer wollen zur Silvesternacht zu ihren Liebsten. Doch getreu der Pfadfindertradition wird auch dieser Ort besser hinterlassen als er aufgefunden wurde. Bauwagen, Sanitärbereich und Heuboden werden nach zünftigem Frühstück aufgeräumt. Nun gilt es sich zu bedanken. Puli lässt die Käseecke (unser Bundesabzeichen) von seiner Kluft springen, dass als Gastgeschenk auf dem Hof verbleiben wird. Mit einem Ständchen beim Schäfer und einem weiteren Gastgeschenk von den Hängen des Moseltals wird herzlich Danke gesagt Es wird sicher ein Wiedersehen geben. Ein Andenken, nämlich ein reifer Bio-Schafsmilch-Käse wird die kleine Gruppe den Rest der Fahrt und des ausklingenden Jahres begleiten.

Auf Richtung Sportplatz, kleine Ehrenrunde über den Parkplatz davor, dann dran vorbei und danach rechts in den Wald. Die Wanderkarte verspricht diesmal nicht zu viel: Nach wenigem Kilometer bergab erscheint der Wanderparkplatz.

Ein sich in lange Tradition einreihendes, winterliches Abenteuer mit Traum-Finale endet im Abschlusskreis mit gewohnt herzlicher Verabschiedung, denn man sieht sich sicher bald wieder. Auch der nächste Winter wird der Fahrtenlust keinen Abbruch tun.

Bericht von Manuel Dany (Wooki)