Beräunertreffen

Dieblicher Pfadfinder beim Singewettstreit auf Burg Ludwigstein – 16. bis 18. März 2012

Es war eisig kalt am Abend des 12. März 2012 irgendwo am Stadtrand von Eisenach, als sich zwei schwer bepackte Gestalten ein Nachtquartier im nächsten Waldstück suchten. Dabei handelte es sich um Pfadfinder vom fernen Moselstrand in Dieblich. Doch was führte sie in diesen entlegenen Winkel Thüringens?

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Wie in den sieben Jahren zuvor zeichnete sich ein großes Ereignis in der Welt der Wandervögel und Pfadfinder am Horizont ab: das Beräunertreffen auf Burg Ludwigstein im nahe gelegenen Hessen. Doch was verbirgt sich hinter diesem Namen? Aus allen Ecken Deutschlands trifft sich die bündische Gesellschaft im Rahmen eines Sängerfestes, um ihre neuen oder alten, selbstgeschriebenen oder –vertonten Lieder untereinander auszutauschen und zu verbreiten.

Auch die beiden Dieblicher (Wooki und Olli) nahmen in diesem Jahr mit zwei selbst geschriebenen Liedern auf dem Sängerfest teil, eine Premiere! Gut, dass man auf den 70 Kilometern von Eisenach bis zum Ludwigstein noch einige Gelegenheit zur Übung hatte. Doch was genau sie dort erwarten sollte, war noch unklar. Nachdem eine dritte Dieblicherin (Karo) zu Ihnen gestoßen war, konnte man die Burg schon erahnen.

Freitag, 16. März: mit mittlerweile Einzug haltendem Sonnenschein im Rücken war der Burgberg als letzte Hürde schnell genommen und die restlichen vier Pfadfinder des Bundes konnten in Empfang genommen werden.

Freude, Heiterkeit, Leichtigkeit sind die passenden Überschriften für die Stimmungslage der Beräuner. Ob es nun am zauberhaft milden Frühlingswetter lag oder an der perfekten Organisation, an den vielen Begegnungen mit alten und neuen Bekannten oder an den gelungenen Veranstaltungspunkten, mag jeder für sich entscheiden.

Das mittlerweile 8. Beräunertreffen stand diesmal ganz im Zeichen von Weiß und Rot, den Farben Polens und den Pfadfindern des polnischen Verbandes „Zwiazek Harcerstwa Polskiego“, die die ganze Burg nicht nur beim Wettstreit mit ihrer unbändigen Lebensfreude ansteckten. Entstanden aus einzelnen persönlichen Kontakten entwickelt sich hier ein zunehmender, die Völker verbindender Austausch, der in nächster Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll – auch über die Burgmauern hinausgehend und in die Bünde hinein. Ein kleiner wertvoller

Beitrag aus der Jugendbewegung am Bau des gemeinsamen europäischen Hauses, der wie Gegengift gegen nationalistische Scharfmacher in beiden Ländern wirkt.

Sei es nun die Freude über alle Gesänge und Lieder, die 40 Stunden am Stück den Burgberg zum Klingen brachten oder die Freude bei Zuhörern und Jury (Helm, Antje, Hauke und Jonas) über die interessanten und gekonnten Vorträge (6 Gruppen, 8 Einzelsänger und der fast schon legendäre Ziviflur) beim Wettstreit – oder schließlich die verständliche Freude der Sieger und Platzierten und die Freude bei Schlumpf über die tolle und reibungslose Arbeit des Orga-Teams.

Spürbar war diese Freude schon am Freitagabend angesichts der rasanten, frischen und tanzbaren stilistisch kaum fassbaren Symbiose aus altbekanntem bündischen Liedgut und Folk im allerbesten Sinne beim Auftritt der Band Prinz König. Sie selbst nennen ihre Musik „GlamFolk“ und prägnanter kann ich nicht zusammenfassen, was diese kraftvolle Band ausmacht, bei der aber auch das Nachdenken keineswegs zu kurz kommt.

Leichtigkeit war die Grundlage, auf die die Freude und die Heiterkeit an diesem Wochenende aufbauen konnten. 450 Teilnehmer markierten einen neuen Rekord, und weil der Meißnersaal dem Ansturm zum Singewettstreit am Samstag längst nicht mehr gewachsen ist, gab es zusätzlich ein Public Viewing im Rittersaal der Burg. Zum wiederholten Male erfolgte eine Liveübertragung des gesamten Wettstreits durch RundFunk Meissner und über Streamplätze weltweit live im Internet.

Nach wundervollen, vielfältigen Liedbeiträgen aus zahlreichen Bünden klang der Abend in alter Tradition heiter und fröhlich in Singerunden im Rittersaal, im Kaminzimmer, am Drachen, im Speisesaal und an vielen anderen Orten aus.

Für die beiden Dieblicher Sänger reichte es leider nicht zu einer Platzierung aus, jedoch lernte man viele neue Freunde, neue Lieder und eine wunderschöne, ehrwürdige Burg kennen. So wird es sicherlich ein Wiedersehen im nächsten Jahr geben. Schließlich wird wohl jeder seine eigenen heiteren Momente mit nach Hause getragen haben. Alles zum Beräunertreffen und der Jugendburg Ludwigstein unter www.burgludwigstein.de.

Bericht: nach Christian Bluhm, Foto von Wolfgang Heisel