Bundeslager in Hauenstein

Neues aus Sherwood-Forest

(Pfingstlager vom 17. bis 20. Mai 2013 in Hauenstein)

Flüge nach England sind teuer, die Jugendarbeit in Deutschland unterfinanziert, doch für Pfadfinder aus ganz Süddeutschland ist das kein Problem.

Man nehme den bei Nottingham gelegenen Sherwood-Forest, verlege ihn ca. 1000 km in Richtung Südosten in die Pfalz nahe Hauenstein und reise ca. 900 Jahre ins späte Mittelalter: Schon wird die Truppe von und mit Robin Hood und der grässliche Shames von Nottingham, seines Zeichens ruchloser Sheriff, lebendig.

Auf eben jene Reise begaben sich ca. 250 Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Pfadfinderschaft Süddeutschland und des Pfadfinderbund Antares über Pfingsten. Aus insgesamt sechs verschiedenen Winkeln, namentlich Bad Neuenahr-Ahrweiler, Dieblich, Bruchsal, Karlsruhe, Waldbronn und Oberkirch, machten sich die bis zum Bersten gespannten Pfadis am 17. Mai 2013 auf den Weg in die Pfalz.

Dummerweise wurde neben dem englischen Wald auch das englische Wetter mit in die Pfalz gebracht. Der erste, dementsprechend verregnete Anreisetag stand natürlich nach anstrengendem Weg per spätmittelalterlichem Dampfross ganz unter dem Motto „Zeltaufbauen schnell gemacht – sonst wird der Hintern nass in der Nacht“.

Doch der Samstag sollte alle Befürchtungen über den Haufen werfen. Schon nachts klarte es auf und ein strahlender Tag begrüßte die Bewohner des mittelalterlichen Städtchens. Kaum den Schlaf aus den Augen gerieben, trafen sich alle Pfadis in großer Runde zur Lagereröffnung. Die holde Lady Marian, als Vertretung für König Richard Löwenherz, begrüßte alle Pfadfinder herzlich. Doch sie wurde jäh durch den Sheriff unterbrochen, der brüllend und polternd eine Steuererhöhung ankündigte. So blieb den Bewohnern nichts anderes übrig, als in Workshops Güter herzustellen, mit denen sie die Steuerschuld begleichen könnten. Es wurden Bögen, Lederembleme, Hirschgeweihe und vieles mehr gebastelt, das die Händler der Stadt gerne abkauften. Doch wie es eben mit grässlichen Sheriffs so ist, stahl er mit seinen Schergen die erwirtschafteten Goldmünzen in der Mittagspause der fleißigen Arbeiter. Zu allem Überfluss hinterließ er Briefe, die die Bürger gegeneinander aufbrachten. Jeder dachte, er wäre vom Anderen bestohlen worden. Der Konflikt wurde am Nachmittag, angeleitet durch König Richards Schiedsrichter, im fairen Geländespiel ausgetragen. Gott sei Dank trat währenddessen Robin Hood auf den Plan, der die Intrige des Sheriffs aufdeckte. So konnte der Abend in friedlicher Singerunde verbracht werden. Oder doch nicht? Der hinterlistige Shames musste noch einen drauf setzen: Er entführte Lady Marian aus der versammelten Gemeinschaft der Bürger, um sie zu heiraten und selbst König Richards Thron zu besteigen. Geschockt verschwanden alle müde im Schlafsack.

Der neue, nun doch englisch verregnete Tag, forderte nach einem Plan. Alle waren gewillt, sowohl die gestohlenen Steuergelder als auch Lady Marian aus den Fängen des Sheriffs zu befreien.

Ein solches Vorhaben bedarf natürlich einiger Vorbereitung. So gab es am Vormittag viele Stationen – vom Bogenschießen über Balkenkampf bis hin zum Hindernisparcours – in denen die Mittelalterpfadis ihre Eigenschaften zum Kampf gegen Shames den Schrecklichen trainieren konnten.

Doch es kam, wie es kommen musste: Shames blies kurz nach Mittag zum Angriff, doch die Bürger konnten sich gegen die Schergen verteidigen.

Zudem unterlief Shames ein gravierender Fehler: Seine fiesen Helferlein verloren im Kampf eine Karte, die Ort und Zeit eines Geldtransports und Lady Marians Aufenthaltsort offenbarten.

Die Dorfbewohner waren natürlich nicht mehr zu halten. Nach kurzer Stärkung ging der ganze Tross auf Sheriff-Jagd. Angeführt von Robin Hood und mit göttlichem Beistand durch Bruder TickTrick und Bruder UndTrack war die Flucht des Sheriffs nicht von langer Dauer. Marian und der verlorene Schatz konnten nach kurzer Zeit siegreich in die Stadt gebracht werden. Gekrönt wurde dieser Erfolg durch die abendliche Hochzeit von Lady Marian und Sir Robin Hood. Das Königreich war gerettet.

Der Montag barg, nach durchfeierter Nacht, nach längeren Abbauarbeiten – wie immer – den Abschiedsschmerz der Pfadfinder. Die meisten werden sich wohl ein Jahr bis zum nächsten Wiedersehen gedulden müssen. Doch das ist ja auch irgendwie das Schöne daran. Das nächste tolle Lager kommt bestimmt und dieses war sicherlich ein außergewöhnlich schönes Exemplar.

Bericht von Manuel Dany (Wooki)