Bundessommerfahrt und PSD – Jubiläum (MIT FILMBEITRAG “BUNDESFAHRT”)

Dieblicher Pfadfinderstamm Treverer auf Bundessommerfahrt
mit FILMBEITRAG

(Fahrtengebiet: Deutschland & Gut Steimke in Uslar/Niedersachsen  07. bis 23. August 2015)

Man nehme eine Horde Kinder und Jugendliche mit geschnürten Wanderstiefeln. Hinzu kommt für jeden ein Rucksack, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet ist, was man für ein zweiwöchiges Leben in der Natur benötigt. Diese schickt man dann mit einem Quer-Durchs-Land-Ticket bewaffnet in kleinen Gruppen zum Bahnhof, damit sie mit dem nächsten Zug zu einem ausgesuchten Wandergebiet im Raum Deutschlands kutschiert werden. Dort trifft man sich mit einer Partnergruppe, für die man sich zuvor anhand der Beschreibung eines Steckbriefes in einer Lagerzeitung entschieden hat. Jetzt kann das Abenteuer los gehen…

„Wer macht denn so was?“, fragt sich vielleicht der Ein oder Andere. So oder eine ähnlich konstruierte Situation gehört zum alltäglichen Geschäft der Dieblicher Pfadfinder. „Auf Fahrt gehen“ nennt sich das Ganze. Mehrere Tage bewegt man sich – so wie es des Menschen Natur ist – zu Fuß fort. Meist hat man ein bestimmtes Ziel vor Augen, zum Beispiel den Zielort der geplanten Strecke. Doch eigentlich ist der Weg das Ziel. Karte und Kompass helfen auf der Suche nach dem Wanderweg oder geeigneten Rast- und Schlafplätzen. Kohte (Schlafzelt der Pfadfinder) sowie Zubehör, Essen und ein Erste-Hilfe-Päckchen werden gemeinschaftlich in der Gruppe auf die Rucksäcke aufgeteilt. Hinzu kommt noch die eigene Kleidung, Schlafsack und Isomatte. Eben das was man für ein Leben ohne elektronische Geräte oder anderen Schnickschnack braucht, aber auch nur so viel wie man tragen kann. Je nach Stärke der Sippe (Pfadfindergruppe mit rund 10 gleichaltrigen Kindern/Jugendlichen ab ca. 10 Jahren), Schwierigkeitsgrad der Strecke und Wetterlage unterscheiden sich dabei die täglichen Streckenkilometer.Fahrten finden über das ganze Jahr verteilt statt. Fast zu jeder Jahreszeit findet sich eine Gelegenheit, um für kurze oder längere Zeit das Leben in der Zivilisation hinter sich zu lassen, in der ein „einfaches Leben“ geführt wird. Nachts wird im Zelt geschlafen. Gekocht wird über Feuer oder Kocher.

Es ist ein starkes Erlebnis für sich selbst und ein wertvoller Beitrag für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe. Man gelangt häufig an seine eigenen Grenzen, körperlich sowie auch psychisch. Schließlich zählt der eigene Wille im Vorwärtskommen und nicht immer läuft alles glatt innerhalb der Fahrtengruppe. Zwei Wochen Tag und Nacht miteinander auskommen ist eben eine Herausforderung.

In diesem Sommer stand die Sommerfahrt des Stamm Treverer aus Dieblich unter einem ganz besonderen Motto: Der Bund Pfadfinderschaft Süddeutschland (PSD), dem die Treverer neben vier anderen Stämmen aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg angehören, feierte vom 10. bis 23. August sein 40-jähriges Bestehen. Ja, zwei Wochen, denn zu diesem Anlass sollte der Bund gemeinsam auf Fahrt gehen: In Partnergruppen, die sich aus mindestens zwei verschiedenen Stämmen zusammenschlossen, in einem Fahrtengebiet Deutschlands. Den Stamm Treverer hat es gleich in vier verschiedene Fahrtengebiete verschlagen: Die Sippe Akita sowie die Sippe Karibou erkundeten mit je einer Sippe des Stammes Jörg von Schauenburg aus Oberkirch das Allgäu. Die Rovergruppe „Albgeiger“ wählte die Schwäbische Alb als Hajkgebiet aus, die Sippe Impala den Walchensee bei Bayern und eine weitere Rovergruppe war im Riesengebirge unterwegs.Das Ende der Fahrt verbrachten alle zusammen auf einem Hof in Niedersachen, dem Gut Steimke. Dort wurde ein Wochenende lang mit Blick in die Vergangenheit, auf die Gegenwart und in die Zukunft das Jubiläum zelebriert.

Doch nicht nur älteren Fahrtengänger, sondern auch die Wölflinge (Kinder von 6 bis 10 Jahren) wanderten mit ihren Meutenführern sowie Altpfadfindern, die unbedingt wieder einmal Fahrtenluft schnuppern wollten, nach einer Nacht im freien Feld zum Lagerplatz an. Dort trafen sie mit großer Freude auf ihre Stammes- und Bundesbrüder/-schwestern, die bereits angekommen waren. So trafen sich Pfadfinder in jedem Alter an einem Ort zusammen: Wölflinge, Sipplinge, Gruppenführer, Rover (Pfadis, die kein Amt haben) und Altpfadfinder. Zu den rund 150 PSD’lern gesellten sich auch noch einige Gäste aus dem Freundeskreis der PSD: Graue Reiter, Wandervögel, Mosaik’ler oder auch sogenannte „Muggel“ (Nicht-Pfadfinder).

Platziert auf einem selbstgebauten 2,50 Meter hohen Riesenstuhl wurden Bilder von Jung und Alt geschossen. Das Ganze stand dabei unter der Leitfrage „Wie stelle ich mir Pfadfinder in der Zukunft vor?“. Perfektes Wetter lud zum Baden im Bach oder zum Austoben auf einer selbstgebauten Wasserrutsche ein. Gelände- und Gruppenspiele mit einem Riesenball bespaßten jeden Pfadi. Zudem konnte jeder über die Lagerpost Briefe im Zeltlager verschicken. Denn jede Zeltstraße wurde auch auf einen besonderen Straßennamen getauft. Versorgt wurden wir an dem Wochenende von einem unermüdlichen Küchenteam mit unbeschreiblich schmackhaft guten Speisen. In einem Singewettstreit präsentierten die Sippen am Freitag einstudierte Liedbeiträge. Samstags wurde in einer feierlichen Bundesrunde bei Fackelschein die neue Bundesfahne mit Wasser und Asche aus der Heimat der fünf Stämme geweiht. Der Abend klang nach einem gigantischen, musikalischen Auftritt der „PSD-Pausenkapelle“ und einem köstlichen Mitternachtsmahl von der MANU-Faktur in einer Singerunde aus. (Die Pausenkapelle besteht übrigens aus Spielern eines Kontrabasses, zweier Gitarren, einer Klarinette, einer Mandoline, eines Akkordeons und … einem Waschbrett.).

Nach einem zügigen Abbau ging es dann sonntags müde, aber glücklich – in Gedanken schon bei der PSD-Herbstfahrt im Oktober – im Reisebus Richtung Heimat. Und wer immer noch nicht genug hatte, stöberte in der Lagerzeitung, die von einem tapferen, fleißigen Redaktionsteam, noch am letzten Tag veröffentlicht wurde.

Bericht von Vicky Patz